Ohne Förderung, Erfolge kaum wiederholbar

Zieht trotz einiger Schwierigkeiten ein positives Fazit: Marcus Klein. Archivfoto: hbz/Schäfer  Foto:
© Foto:

2017 war das Jahr nach dem erfolgreichsten Jahr, dass der Radsportverband Rheinhessen (RVR) je erlebt hatte. Drei Weltmeisterschaftstitel bejubelten die Funktionäre 2016 in...

Anzeige

RHEINHESSEN. 2017 war das Jahr nach dem erfolgreichsten Jahr, dass der Radsportverband Rheinhessen (RVR) je erlebt hatte. Drei Weltmeisterschaftstitel bejubelten die Funktionäre 2016 in ihrer Königsdisziplin Kunstrad. Im November 2017 waren es „nur“ noch einmal Gold durch Julia und Nadja Thürmer vom RV Finthen und einmal Silber durch André und Benedikt Bugner vom RSV Klein-Winternheim. Dennoch bezeichnet der RVR-Vorsitzende Marcus Klein die vergangenen zwölf Monate als „mindestens genau so wichtig“ wie die vorherigen zwölf.

Zieht trotz einiger Schwierigkeiten ein positives Fazit: Marcus Klein. Archivfoto: hbz/Schäfer  Foto:
Zieht trotz einiger Schwierigkeiten ein positives Fazit: Marcus Klein. Archivfoto: hbz/Schäfer  Foto:

Für diese Einschätzung nennt Klein zwei Gründe: „Die Wertigkeit der Erfolge von 2016 werden so noch einmal ins richtige Licht gesetzt. Und es dürfte auch jedem klar geworden sein, dass wir ohne eine verbesserte Förderung solche Erfolge nicht wiederholen können.“ Bleibt es bei der aktuellen Unterstützung, erwartet der Wachenheimer magere Zeiten: „Wenn sich nichts ändert, müssen wir uns damit zufriedenstellen, dass es auch einmal zehn bis 20 Jahre lang keinen WM-Teilnehmer aus Rheinhessen geben kann.“

Klein findet zwar die Entwicklung positiv, dass Sportler des nichtolympischen Hallenradsports inzwischen weitgehend für Titel finanzielle Belohnungen erhalten, allerdings fehlt die grundlegende strukturelle Förderung für den Weg der Talente in die Weltspitze. Hier sieht er eine Lücke zwischen olympisch und nicht-olympisch. „Wir werden in Rheinland-Pfalz trotz unserer Erfolge auf unverändert relativ niedrigem Niveau gefördert, sodass wir nur wenige Lehrgänge durchführen können, für die die Sportler und Vereine Eigenbeteiligung zur Finanzierung einbringen müssen“, sagt Klein und ergänzt: „Wir haben das Know-how, Weltmeister zu formen, das zeigen die vergangenen Jahre. Aber mit den zur Verfügung stehenden Mitteln können wir das nicht auf Dauer leisten.”

Anzeige

Als Vergleich nennt der 42-Jährige den Verband in Württemberg an. „Wenn man das mit uns vergleicht, ist das wie Erste Liga gegenüber Amateuren“, erklärt Klein. „Kunstrad-Talente in Württemberg werden von zwei hauptamtlichen Trainern und in 40 Lehrgängen verschiedener Gruppierungen im Jahr gefördert“, betont der RVR-Chef und schiebt hinterher: „Dieser Verband wird immer Weltmeister stellen.“

Wie in diesem Jahr Max Hanselmann/Serafin Schefold vom RV Öhringen, die die langjährige alleinige Dominanz der Bugner-Brüder beendet haben. Klein freut sich auf die Fortsetzung dieses Zweikampfs. „Ich bin sicher, dass bei André und Benedikt noch ein Stück Entwicklungspotenzial geweckt wurde. Ich erwarte für diese Disziplin sehr spannende Duelle, so wie wir sie über Jahre im Frauen-Zweier hatten“, sagt Klein.

Karriereende der Thürmer-Schwerstern

Daran waren auch Julia und Nadja Thürmer beteiligt, die nun ebenso ihr Karriere-Ende verkündet haben wie Lisa Hattemer vom RSV Gau-Algesheim, die Weltmeisterin von 2016. Mit ihren Abgän gen hinterlassen sie eine Lücke im RVR, findet Klein: „Es ist schlecht und traurig, wenn Vorbilder wegbrechen. Es war gerade bei Lehrgängen für alle sehr fruchtbar, wie unsere Weltklasseleute zusammen trainiert haben. Gerade wenn jemand im Tief war, haben die anderen geholfen. Da hatten wir eine luxuriöse Situation, die jetzt aufgehoben ist.“

Trotzdem schließt es Klein nicht aus, dass 2018 Vertreter des RVR zumindest zwei WM-Startplätze einnehmen. Denn der Vierer des VfH Worms zählt nach dem Abgang des bisherigen Top-Quartetts des RSV Steinhöring zu den Favoriten auf das deutsche WM-Ticket in dieser Disziplin. „Der VfH ist auf jeden Fall in der Spitze dabei und es wäre super, wenn sie bei der WM vertreten wären“, sagt Klein, zeigt sich hier aber noch vorsichtig: „Man weiß nie genau, ob nicht Steinhöring oder auch der RKV Denkendorf ihre Vierer so zusammenstellen, dass sie auch das Potenzial von 210 Punkten haben.“

Anzeige

Qualifiziert sind die Wormser aber auf jeden Fall für den Weltcup, der 2018 ebenso erstmals ausgetragen wird wie die Europameisterschaft, die Anfang Juni in Wiesbaden stattfindet. Klein ist von diesen Neuerungen begeistert: „Ich sehe das total positiv, vor allem, weil bedeutende Wettkämpfe jetzt über das ganze Jahr verteilt werden und der Kunstradsport so im Gespräch bleibt.“

Ebenso wie auf die EM in Wiesbaden freut sich der RVR-Chef auch auf den ersten Radball-Bundesliga-Heimspieltag in Rheinhessen seit vielen Jahren. Nach dem Aufstieg des Duos Moritz Rauch/Janis Stenner vom RV Hechtsheim spielen am 7. April unter anderem die Weltmeister Bernd und Gerhard Mlady in Rheinhessen. „Es ist wichtig, dass wir wieder in der Bundesliga vertreten sind. Auch beim MVB-Preis in Hechtsheim vor wenigen Wochen hat sich wieder gezeigt, dass es ein großes Interesse am Radball gibt“, erklärt Klein.

Ihm gefällt es auch, dass sich der Weinpreis des RV Ebersheim im Rennradsport und der Mountainbike Cup des Mainzer RV so etabliert hat, dass beide Veranstaltungen auch 2018 wieder durchgeführt werden. „Leider wird es das Radrennen in Mölsheim dann aber wieder nicht geben“, bedauert Klein, der in dieser Disziplin aber auch in Rheinhessen auf einen Aufschwung hofft: „Vielleicht gibt es einen Schub, weil die Deutschland-Tour 2018 wieder eingeführt wird und auch in Rheinland-Pfalz Station macht.“ Einen Schub gibt es schon länger bei den Radtouristikfahrern. „Da steigern wir uns auf hohem Niveau. Und die Veranstaltungen in Rheinhessen werden auch in Foren durchweg positiv bewertet“, schließt er seine Bestandsaufnahme zum RVR mit einer positiven Entwicklung.