Ausspannen kaum vorgesehen

Für Spitzenkönner im Hallensport gibt es so gut wie keine Sommerpause. Das ist bei Lisa Hattemer, der amtierenden Weltmeisterin im Einerkunstradfahren nicht anders. Zweimal...

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GAU-ALGESHEIM. Für Spitzenkönner im Hallensport gibt es so gut wie keine Sommerpause. Das ist bei Lisa Hattemer, der amtierenden Weltmeisterin im Einerkunstradfahren nicht anders. Zweimal vier Tage kurz ausspannen, einmal in Portugal, einmal in Paris. Das war’s auch schon für die 25-Jährige vom RSV Gau-Algesheim. Und selbst in dieser kurzen Zeit der Erholung darf sie ihren Sport nicht links liegen lassen. „Morgens, mittags und abends mache ich Handstände“, schildert Lisa Hattemer.

Unerlässlich, weil sie die Körperspannung erhalten muss. Wird das auch nur ein bisschen vernachlässigt, geht es zulasten der Übungen auf dem Rad. „Eine richtige Auszeit gibt es nicht“, sagt Lisa Hattemer. Zudem geht sie auch Sprünge gedanklich durch, derzeit insbesondere den nach Bundestrainer Dieter Maute benannten schwierigen „Maute-Sprung“ (vom Sattel auf den Lenker), den sie in ihr Programm einbauen möchte. „Achtsamkeitsübungen“, nennt dies ihre Trainerin Pia Bischel: „Das Mentale spielt eine große Rolle.“

Selbst in den Sommerferien wird dreimal pro Woche trainiert, in Kürze geht es wieder auf vier bis fünf Einheiten pro Woche hoch. Dazu gehören Kraft-, Schnelligkeits- und Ausdauertraining inklusive diverser Laufeinheiten. Die heiße Phase der Vorbereitung ist im Begriff zu beginnen. In den vergangenen drei Wochen hatten Bischel und Hattemer am „Zeitmanagement“ gearbeitet. Die Weltmeisterin hat für 30 Übungen fünf Minuten Zeit. Die wollen gut eingeteilt sein. „Wir haben kurze Übergänge und auf Tempo trainiert, um perfekt zu fahren“, erläutert die Trainerin. Nun gehe es daran Schritt für Schritt, aber systematisch am Programm zu feilen. „Jetzt geht es darum, die Feinheiten herauszuarbeiten“, sagt die 25-jährige Athletin. So eine Trainingseinheit dauert zwei Stunden. Und auf dem Rad ist das durchaus harte Arbeit. So fährt Lisa Hattemer statt fünf neun Minuten Programm. Auch das dient der Ausdauer.

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Alles in allem eine schweißtreibende Angelegenheit. Aber im Kunstradsport gibt es nichts geschenkt. Auch für die amtierende Weltmeisterin nicht, die sich als Titelverteidigerin erneut für die WM qualifizieren muss, die in diesem Jahr vom 24. bis 26. November im österreichischen Dornbirn stattfindet. Und das wird keineswegs ein Selbstläufer. Die besten fünf deutschen Athletinnen liegen gerade einmal zwei Pünktchen auseinander. „Wir können nicht sagen, ob wir die Qualifikation schaffen“, verweist Pia Bischel auf die extreme Leistungsdichte bei den Einer-Frauen. Da bedürfe es einer Topverfassung und der Fähigkeit, sich mental voll auf die Wettkämpfe einstellen zu können. Schon die kleinste Ablenkung und ein paar Prozent Konzentration sind weg.

Trotz eines strammen Vorbereitungsprogramms gibt es aber auch hin und wieder klitzekleine Oasen der Muße. So weilte Lisa Hattemer, die am 21. August in der Gau-Algesheimer Radsporthalle ihre Kür offiziell vorstellt, vergangenes Wochenende mit den Finther Thürmer-Schwestern und den Klein-Winternheimer Bugner-Brüdern beim Lehrgang des nationalen A/B-Kaders in Albstadt. Und am Dienstag wartete bereits die Benefiz-Radsport-Veranstaltung VOR-TOUR der Hoffnung in Appenheim. Da dachte sich das über Jahre befreundete Quintett, machen wir doch den Montag einfach mal frei. Und so amüsierten sich die Spitzenathleten im Phantasialand in Brühl. Auch das muss mal sein, kommt ja selten genug vor.