Die schwierige Jagd nach den Kunstrad-Weltrekorden

Der bange Blick auf die Anzeigetafel, bis das Ergebnis feststeht, gehört für Kunstradfahrer dazu. Erst dann wissen sie, ob sie Weltrekord gefahren sind. Hier warten Benedikt und André Bugner (von links) bei der WM 2016 in Stuttgart auf ihre Punktzahl.Archivfoto: M. Thomé  Foto:
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Es war ein kleiner Fehler und auch nur ein kleiner Punktabzug. Doch er hatte eine entscheidende Auswirkung. Weil sich ihre Vorderräder bei einer Drehung berührten, mussten...

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RHEINHESSEN. Es war ein kleiner Fehler und auch nur ein kleiner Punktabzug. Doch er hatte eine entscheidende Auswirkung. Weil sich ihre Vorderräder bei einer Drehung berührten, mussten die Kunstradfahrerinnen Julia und Nadja Thürmer vom RV Finthen kurz vom Rad. Ihre Kür bei den Swiss-Austria-Masters in Oberbüren beendeten die Schwestern zwar dennoch mit herausragenden 163 Punkten. Doch den Weltrekord im Frauen-Zweier hatten sie durch den Sturz knapp verpasst.

Auf dieses Ziel müssen die Fintherinnen also weiter hinarbeiten. Denn in ihrer imponierenden Erfolgsgeschichte fehlt den mehrfachen Weltmeisterinnen und Deutschen Meisterinnen diese Bestmarke noch. Daran arbeiten Thürmer/Thürmer weiter, ohne auf der Jagd nach dem Topwert indes zu verkrampfen.

Denn dann klappt es gar nicht, wie André Bugner weiß. „Man kann nicht auf Weltrekord fahren. Wenn man das versucht, geht es schief“, sagt der Klein-Winternheimer. Mit seinem Bruder Benedikt hält er die Bestmarke im Zweier offen. Passend dazu fuhren sie die aktuell gültigen 168,68 Punkte nebenbei. Eigentlich wollte das Duo bei den Swiss-Austria-Masters 2015 nur in den Wettkampf-Rhythmus kommen. Zurückgefahren nach Rheinhessen sind sie mit der Bestmarke.

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Ähnlich erging es Lisa Hattemer. Die Einer-Weltmeisterin vom RSV Gau-Algesheim fuhr ihren aktuellen Weltrekord von 186,57 Punkten vor einem Jahr beim österreichischen Ems-Cup, der ebenfalls nur der Vorbereitung auf die Hauptsaison diente.

„Den Weltrekord zu haben ist ein schönes Gefühl“, sagt sie und sieht sich auch noch nicht am Maximum angekommen. „Ich möchte den gerne noch nach oben schrauben“, erklärt die 25-Jährige. Am liebsten schon am Samstag, wenn mit dem zweiten German Masters in Pfedelbach die WM-Qualifikation weitergeht.

Dann bietet sich auch Julia und Nadja Thürmer die nächste Gelegenheit, Weltrekord zu fahren. Der ist zwar auch in rheinhessischer Hand, aber in der von Katrin Schultheis/Sandra Sprinkmeier. Die Rekord-Weltmeister vom RV Ebersheim hatten Ende 2014 ihre Zweier-Karriere beendet und ihren rheinhessischen Kolleginnen 165,12 Punkte als zu knackende Marke hinterlassen. Die möchte das Finther Duo gerne überbieten. Gleichwohl sagt Nadja Thürmer: „In erster Linie ist es unser Ziel, sauber zu fahren. Der Weltrekord wäre eine Zugabe, aber das haben wir auch nicht komplett selbst in der Hand.“

Beispielsweise kommt es auch darauf an, wie streng das jeweilige Kampfgericht wertet. Und die Fahrerinnen müssen den richtigen Wettkampf für ihreTop-Fahrt erwischen. Ein Weltrekord ist nämlich nur möglich, wenn das Kampfgericht international besetzt ist. Deshalb erkennt der Internationale Radsport-Verband (UCI) einen bei einer Deutschen Meisterschaft gefahrenen Top-Wert grundsätzlich nicht als Weltrekord an.

Beim German Masters sind hingegen alle Voraussetzungen dafür gegeben. Und insbesondere Lisa Hattemer würde ein Weltrekord am Samstag angesichts des engen Rennens um die zwei deutschen WM-Startplätze guttun. „Ich möchte ein fehlerfreies Programm hinlegen und über 180 Punkte ausfahren“, sagt die Titelverteidigerin, die zuletzt bei einer Showveranstaltung in ihrer Studienstadt Mannheim Fahrpraxis sammelte.

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Parallel dazu fuhren in Oberbüren nicht nur Julia und Nadja Thürmer Weltklasse-Werte, sondern auch André und Benedikt Bugner mit 165,61 und 161,95 Punkten. „Das war ein guter Belastungstest, weil wir zweimal innerhalb einer Stunde fahren mussten. Wir haben gezeigt, dass alles im Lot ist“, erklärte André Bugner. Und das zum richtigen Zeitpunkt. Denn Ausrichter des zweiten German Masters ist der RV Öhringen. Und für den fahren Serafin Schefold und Max Hanselmann. Die beiden Hauptkonkurrenten der Bugner-Brüder. Auch im Kampf um den Weltrekord.