Ihr erster Blick ging auf die Anzeigetafel. Und was dort aufleuchtete, machte Lisa Hattemer vom RSV Gau-Algesheim sofort klar, dass es mit der Verteidigung des...

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HAMBURG. Ihr erster Blick ging auf die Anzeigetafel. Und was dort aufleuchtete, machte Lisa Hattemer vom RSV Gau-Algesheim sofort klar, dass es mit der Verteidigung des Weltmeistertitels im Einer-Kunstrad der Frauen nichts werden würde. 171,84 Punkte leuchteten da auf. Zu wenig, um Viola Brand in der WM-Qualifikation noch abfangen zu können. Die 25-Jährige fiel damit im Ranking nach dem abschließenden Quali-Wettkampf im Rahmen der deutschen Meisterschaften in Hamburg sogar auf Platz vier zurück, so dass noch nicht einmal der Status der WM-Ersatzfahrerin übrigblieb.

„Das ist schon sehr bitter“, zeigte sich Lisa Hattemer auch zwei Tage nach dem Scheitern enttäuscht. Denn auch mit dem DM-Finale wurde es nichts. Schuld daran war weniger der Sturz bei ihrer Paradeübung, dem Drehsprung. „Wenn ich danach sauber weitergefahren wäre, hätte es noch gereicht“, schildert die noch amtierende Weltmeisterin ihren Wettkampf. Das Verhängnis kam bei der Seitvorhebehalte rückwärts. Die fuhr sie nicht sauber aus, musste vom Rad. Das kostete insgesamt 8,5 Zähler und bedeutete das Ende aller Träume von der WM-Teilnahme im österreichischen Dornbirn. Lisa Hattemer blieb da gar nichts anderes übrig, als bei der obligatorischen DM-Party ihre Enttäuschung irgendwie wegzutanzen. „Das war Frust-Feiern“, beschreibt Lisa Hattemer den abschließenden Abend in Hamburg.

André und Benedikt Bugner hatten derweil an etwas anderem zu knabbern. Als der Hallensprecher die Brüder des RSV Klein-Winternheim bei der Siegerehrung als Deutsche Meister im Zweier offen ansagte, schallten mehr Pfiffe und „Buh“-Rufe als Applaus durch die Arena. Die Zuschauer nahmen es den Weltmeistern krumm, dass diese erst nach einem Protest auf den ersten Platz gesetzt wurden – gemeinsam mit Serafin Schefold und Max Hanselmann vom RV Öhringen, die die höchste Punktzahl im Zweier offen auf der Anzeigetafel stehen hatten. „Diese Siegerehrung hat gesessen, das war ein trauriger Moment“, sagte André Bugner. Dabei hatten sich die Klein-Winternheimer schon mit dem zweiten Platz abgefunden. Sie beendeten ihre Kür mit 158,90 Punkten. Schefold/Hanselmann hatten 160,37 erhalten. Als sie wenige Minuten später den Wertungsbogen durchschauten, fiel André Bugner dann auf, dass dem RSV-Duo zwei Punkte an einer Stelle abgezogen wurden, an denen sie nicht gepatzt hatten. Die Rheinhessen hakten nach und erfuhren, dass dieser Abzug erfolgt war, weil Trainer Karl-Heinz Bugner beim Wechsel von zwei Rädern auf ein Rad an einer falschen Stelle gestanden haben soll. Dabei war die Position offiziell als Coaching Zone ausgewiesen (siehe Interview mit Marcus Klein). Ohne diesen Punktabzug wären die Bugners Erster gewesen. Die Jury bewertete den Protest der Brüder schließlich als berechtigt und entschied, beide Duos auf Platz eins zu setzen.

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Bei der Siegerehrung sollten dann alle vier Sportler gemeinsam auf der obersten Stufe stehen. „Aber Serafin und Max sind nur auf die zweithöchste Stufe gegangen, und wir haben uns dann dazugestellt, weil wir nicht alleine oben stehen wollten“, berichtete André Bugner.

Dies alles hätten sie vermeiden können, wenn sie in ihrer Final-Kür nicht mehrere Fehler gemacht hätten. Nach einem Sturz von Benedikt Bugner auf zwei Rädern ging André Bugner auf einem Rad volles Risiko – und stürzte auch. Dennoch hätte die Punkzahl gereicht, wenn die Kampfrichter nicht einen Extra-Abzug eingebaut hätten.

Ohne jede Diskussion setzten sich hingegen Julia und Nadja Thürmer vom RV Finthen durch. Mit 158,21 Punkten waren sie wieder eine Klasse besser als alle Konkurrenten. „In der Vorrunde waren wir noch etwas zittrig. Im Finale lief es aber runder“, analysierte Nadja Thürmer den Weg zum fünften DM-Triumph der Schwestern.

Einen Tag später trübte indes das überraschende Aus ihrer guten Freundin Lisa Hattemer „Das hat auch uns ein paar Tränen gekostet“, sagte Nadja Thürmer.